Warum die Engel Halleluja singen
Lange bevor die Sonne und der Mond, die Erde und die Sterne geschaffen wurden, waren bei Gott die Engel. Und weil viele der Engel gar nicht so recht wussten, was sie die ganze lange Ewigkeit tun sollten, versammelten sie sich eines Tages um den Herrn des Himmels und baten ihn, dass er sich doch etwas von ihnen wünschen solle. Der aber, als hätte er nur darauf gewartet, sprach: „Rückt alle ein wenig mehr zusammen, aber so, dass jeder jedem am nächsten steht.“
Also rückten sie alle einander näher, aber oh weh: Kaum rückte einer seinem rechten Nachbarn näher, war er vom linken nur um so weiter entfernt. Und rückte er auf diesen zu, so musste er jenen allein lassen. Nachdem sie so eine Weile ratlos hin und her gegangen waren und in einem großen Kreis um den Herrgott standen, sprach Gabriel:
„Nicht nach rechts oder links lasst uns gehen, sondern noch weiter auf den Herrn zu, so weit es irgend möglich ist, so kommen wir auch einander näher, dass es näher nicht geht.“
Und gesagt, getan fanden sie sich zum engsten Kreis und singen seitdem ihr „Gelobt sei Gott“; nicht etwa, weil Gott des Lobes bedürfte, wie ein König, der sich zu rühmen auf die Tagesordnung setzt, sondern weil sie auf keine andere Weise einander so nahe kamen wie im Zugehen auf Gott.
(mit freundlicher Genehmigung des Autors aus:
Macht, Siegfried. Erzähl mir (keine) Märchen. Rechte und Bezug: Homepage siegfriedmacht.de)